Nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich stand als nächstes strategisches, außenpolitisches Ziel die Lösung der „tschechischen“ Frage an.

Die deutschen Interessen in Tschechien wurden durch die „Sudetendeutsche Partei“ mit deren Führer Konrad Henlein vertreten, zu denen die Nationalsozialisten engen Kontakt hielten und mit ihren Interessen dirkten Einfluß ausübten. Die aufkommende „Sudetenkrise“ mit dem Ziel des Selbstbestimmungsrechtes der Sudetendeutschen stieß auf harten Widerstand seitens Tschechien und England, was Hitler seinerseits zu einer Verschärfung bewegte. Am 30. Mai 1938 erteilte er der Wehrmacht die Weisung, sich zum 01. Oktober für eine militärische Aktion vorzubereiten.

Vor dem Hintergrund der Gefährdung des eigenen Empires und der Unruhen auf dem europäischen Kontinent verfolgte England jedoch die sogenannte „Appeasement-Politik„, die auf einen Ausgleich mit Hitler zielte. Chamberlain ignorierte daher die Warnungen und Bitten des deutschen Widerstands und reiste zweimal zu Hitler, um ihm die Übergabe der sudetendeutschen Gebiete anzubieten und somit das Kernland Tschechiens vor dem deutschen Zugriff zu bewahren und einen etwaigen Krieg zu vermeiden.

Hitler war sich seiner Verhandlungsposition bewußt und bestand daher im zweiten „Godesberger Treffen“ vom 22.-24. September 1938 neben des Anerkennungsrechts auf Selbstbestimmung auch auf den Einmarsch deutscher Truppen. Dies führte zu einem Scheitern der Gespräche und brachte Europa an den Rand eines Krieges.

Doch auch diesmal war England zu einem Kompromiss bereit und nutzte Mussolini als Vermittler. Am 29. September 1938 wurde die „Münchener Konferenz“ mit den Teilnehmern Deutschland, Großbritannien und Frankreich – jedoch ohne Tschechien und der Sowjetunion – einberufen. Auf dieser stellte Mussolini, der ebenfalls an einer Vermeidung des Krieges interessiert war, einen Vorschlag vor, der Tschechien verpflichtete, bis zum 01. Oktober die Sudetengebiete an das Deutsche Reich zu übergeben sowie die territorialen Forderungen von Ungarn und Polen zu erfüllen. Im Gegenzug erhielt Tschechien Garantien für sein Kernland. Zusätzlich vereinbarten Deutschland und Großbritannien eine „Nichtangriffserklärung“, wodurch sich Chamerlain in seiner Politik bestätigt sah und ein Krieg offenbar vermieden wurde.

Mit diesen Vereinbarungen und Erklärungen hatte Hitler ohne Krieg einen immensen außenpolitischen Erfolg erzielt und befand sich auf dem Höhepunkt seiner Macht und seiner Popularität.

Aus der „Münchener Konferenz“ ergeben sich zwei entscheidende Folgen:

  1. Hitler konnte seine ursprünglich geplante militärische Aktion in Tschechien nicht durchführen, die er nun in seinem weiteren Vorgehen focussierte.
  2. Der Ausschluß der Sowjetuntion von diesen Gesprächen führte zu einem Mißtrauen gegenüber den Westmächten und der Furcht vor einem gemeinsamen, antikommunistischen Vorgehen der Kapitalisten gegen die Sowjetunion. Diese näherte sich daher nun verstärkt dem Deutschen Reich an, so auch in der nun anstehenen Polenfrage.

Am 15. März 1939 brach das Deutsche Reich mit der Münchener Vereinbarung und eroberte die restlichen Tschechei („Griff nach Prag„), wodurch Polen eingekreist und isoliert wurde. Dies bedeutete einen schweren Schlag für die Appeasement-Politik Chamberlains, führte jedoch nicht zu unmittelbaren Folgen und einem Kurswechsel Großbritanniens.