Italiens desaströser Angriff in Nord-Afrika

Motiviert und in seinem Ehrgeiz herausgefordert von den deutschen militärischen Erfolgen wollte der Duce Mussolini auch Italien zu Siegen führen.

General Erwin Rommel 15. Panzerdivision zw. Tobruk und Sidi Omar 1941

General Erwin Rommel mit der 15. Panzerdivision zwischen Tobruk und Sidi Omar 1941 (Quelle: National Archives Identifier: 540147)

In Libyen verfügte Italien über eine Kolonie, in der über 150.000 Soldaten mit Panzern, Geschützen und Flugzeugen stationiert waren. Im benachbarten Ägypten kontrollierten die lediglich gut 30.000 britischen Soldaten den bedeutenden Suezkanal, so daß sich Italien am 13.09.1940 im Alleingang zu einem Parallelkrieg in Nordafrika entschloß, der nicht mit Hitler abgestimmt war.

Die italienische Offensive kam trotz der Einnahme von Sidi Barrani nach nur 1 Woche zum Erliegen und bereits Anfang Dezember gingen die englischen Truppen zur Gegenoffensive über. Sie überranten die Italiener, eroberten Sidi Barrani zurück und marschierten am 02.01.1941 in Libyen ein, wo sie die Seefestung Tobruk sowie Benghasi einnahmen und direkt die Hauptstadt Tripolis bedrohten. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Engländer bereits 130.000 Gefangene gemacht sowie über 400 Panzer und 1.300 Geschütze erbeutet bei geringen eigenen Verlusten. Mussolini hatte deutsche Hilfsangebote katagorisch abgelehnt, sah sich jetzt aber angesichts der Lage gezwungen, Hitler um Hilfe zu bitten.

Der britische General Bernard L. Montgomery in Nordafrika, November 1942 (Quelle: 208-PU-138LL-3. National Archives Identifier: 535938)

Entsendung und Gegenoffensive des Deutschen-Afrika-Korps (DAK) – der Afrikafeldzug

Die Deutschen entsanden einen „Sperrverband“, der ursprünglich lediglich die Englänger aufhalten sollte. Er bestand aus der 5. leichten Division, der 15. Panzerdivision sowie Luftunterstützung vom X. Fliegerkorp aus Sizilien. Diese Einheiten unter dem Oberbefehl von General Erwin Rommel bildeten das Deutsche-Afrika-Korps (DAK), das Mitte Februar 1941 in Norafrika eintraf. Nach ersten Aufklärungsvorstößen ging das DAK in die Offensive über, eroberte die gesamte Cyrenaika zurück und schnitt die Festung Tobruk vom Land ab.

Die Eroberung von Tobruk (21.06.1942)

Tobruk ist eine Stadt in der östlichen Cyrenaika Libyens und nahm im Kampf um Nord-Afrika aufgrund seines Tiefwasser-Hafens und der strategischen Lage eine wichtige Bedeutung ein. Als ursprünglich italienische Kolonie wurde das befestigte Tobruk am 22.01.1941 von den Briten erobert und die 25.000 italienischen Verteidiger gingen in Gefangenschaft. Die Briten verstärkten die Stadt daraufhin weiter mit Verteidigungsanlagen und Tobruk widerstand unter der 9. australischen Infantrie-Division der ersten Offensive Rommels und den Angriffen auf die Stadt am 14. und 30.04.1941.

Nach weiteren Luftangriffen und der Entsetzung durch die britische 8. Armee im Dezember gingen die deutsch-italienischen Truppen im Mai 1942 erneut in die Offensive gegen Tobruk, durchbrachen die Festung am 20.06.1942 vom Südosten, zwangen die Verteidiger am 21.06.1942 zur Kapitulation und nahmen über 30.000 britische Kolonialkräfte inkl. großer Beute (u.a. 10.000 Tonnen Treibstoff) gefangen. Der inzwischen als „Wüstenfuchs“ berühmte Rommel wurde daraufhin zum Generalfeldmarschall befördert. Trotz der Gewinnung des wichtigen Hafens deckte der Nachschub nicht den Bedarf und die Offensive des Afrikafeldzugs erstarrte. Britische Angriffe wie das Kommando-Unternehmen „Agreement“ im September 1942 konnten noch abgeschlagen werden, nach der Niederlage in El Alamein wurde Tobruk jedoch am 13.11.1942 von den Deutschen aufgegeben.

Kämpfe um El-Alamein (23.10.1942 bis 04.11.1942, „Zweite Schlacht von El-Alamein“)

Nach der Eroberung von Tobruk marschierte das Afrikakorps gemeinsam mit den Italienern weit nach Osten vor und kam erst ca. 100 KM vor der strategisch wichtigen Stadt Alexandria nahe des Dorfes „El-Alamein“ zum stehen, wo die britsche 8. Armee eine Auffangstellung zwischen Küste und der Kattara-Senke errichtet hatte. Nach mehreren gescheiterten deutsch-italienischen Angriffen starteten die Briten unter Lieutenant General Montgomery mit dem Ziel, die deutsch-italienischen Kräfte in Afrika zu zerschlagen, am 11.07.1942 eine Gegenoffensive und zwangen Rommel in die Defensive.

Während die Briten über den Suezkanal zunehmend Verstärkung bekamen, stockte der Nachschub für das DAK durch die britischen Luftangriffe von der Insel Malta aus. Diese Umstände zwangen Rommel dazu, der erwartenen britischen Großoffensive zuvorzukommen und eine Entscheidungsschlacht bei Alam Halfa südlich von El-Alamein zu suchen, die die Deutschen und Italiener aber weiter schwächte und endgültig in die Verteidigung zwang. Über eine Breite von 50 Kilometern wurden tiefgestaffelte Minenfelder angelegt („Teufelsgärten„) mit flexiblen Panzerverbänden im rückwärtigen Bereich. Am 23.10.1942 begannen die Briten schließlich mit doppelter Überlegenheit Ihrer 8. Armee Ihre Offensive, direkt an der Schnittstelle zwischen den deutschen und italienischen Truppen. Rommel war während dieser Zeit aus gesundheitlichen Gründen in Deutschland und konnte erst am 25.10. wieder eingreifen. Die deutsch-italienische Verteidigung brach – geschwächt an Munition und Sprit – am 02.11. ein und Rommel begann mit dem Rückzug, der sich aufgrund des Einspruch Hitlers weiter verzögerte und zusätzliche Verluste kostete.

Die „Panzerarmee Afrika“ zog sich ab dann unter ständigem Vorstoß der Briten konsequent zurück bis zu den neu gebildeten Brückenköpfen in Tunesien, da eine Stabilisierung der Front in Tripolis nicht möglich war und nach der Kyrenaika ganz Lybien verloren ging.

Die britische Festung Malta

Die Insel Malta im Mittelmeer besitzt eine strategisch wichtige Lage und war im Zweiten Weltkrieg als „unversenkbarer Flugzeugträger“ von England besetzt. Da die Italiener es bei Ihren Angriffen in Afrika versäumten Malta einzunehmen, wurde die Insel von den Engländern konsequent als Bastion ausgebaut. Von hier aus wurden die Nachschubwege des Afrikakorps durch Luftangriffe erheblich beeinträchtig und Deutschland und Italien erleidete hohe Verluste.

Daraufhin wurde Malta durch das nach Süditalien verlegte X. deutsche Fliegerkorps unter Kontrolle gehalten und erlitt selber einen massiven Versorgungsnotstand. Mit der Russlandoffensive 1941 wurden die Fliegereinheiten jedoch an der Ostfront benötigt und abgezogen, wodurch die Bedrohung durch Malta wieder stark zunahm, bis Ende 1941 die 2. deutsche Luftflotte wieder für eine Erholung des Nachschubs nach Afrika sorgte. Durch den abermalen Abzug der Luftkräfte 1942 nach Russland und der unterbliebenen Landung in Malta (Unternehmen „Herkules“) gingen im Sommer/Herbst 1942 bis zu 40% aller Nachschubtransporte verloren.

Die Landung der Alliierten in Afrika (08.11.1942)

Unternehmen Torch

Nach den gescheiterten (Probe)-Landeversuchen am 19.08.1942 in Dieppe, Nordfrankreich, konzentrierten sich die Alliierten auf eine Anlandung in Nordafrika, zumal nach dem Fall von Tobruk der wichtige Suezkanal und damit der Durchbruch zu den Ölfeldern des nahen Ostens stark gefährdet war und die Allierten der Forderung Stalins nach einer zweiten Front nachkommen mussten. Das zuerst „Gymnast“ und später „Torch“ genannte Unternehmen sollte für das deutsche Afrikakorps eine weitere Front im Rücken bilden sowie eine Brücke für die weiter angedachten Anlandungen in Italien bilden. Nordwest-Afrika gehörte weiterhin zu Frankreich unter der Regierung Pétain, was die US-Amerikanischen und Britschen Truppen jedoch nicht von einem Angriff auf die französischen Truppen abhielt, die sich erheblich zur Wehr setzten mit beiderseitig hohen Verlusten. Die Landungen begannen am 08.11.1942 und richteten sich gegen die marokkanische sowie der algerischen Küste. Trotz der anfänglichen Überraschung dauerte es noch bis zum 10.11.1942, ehe die Franzosen zum Waffenstillstand bereit waren. Bereits 1 Tag später am 09.11.1942 verlegen die Deutschen Truppen von Sizilien nach Tunesien.

Unternehmen Lila

Der alliierte Angriff auf die französischen Kolonien in Afrika führte am 10./11.11.1942 zum Einmarsch deutscher Soldaten zur Sicherung der bisher unbesetzen Zone in Südfrankreich (Unternehmen „Anton“). Da sich die Franzosen zunehmend mit den Allierten verständigten, wurden die Deutschen mißtrauisch und wollten im Rahmen des „Unternehmens Lila“ den französischen Kriegshafen Toulon einnehmen und die hier liegende Schiffe den Italienern übergeben. Hier lag seit 1940 die französische Mittelmeer-Flotte, die unter der Vichy-Regierung Stadt und Küste verteidigen sollten. Der französische Adminral de Laborde ordnete jedoch die Selbstversenkung der Flotte zum Schutze vor Übernahme durch die Deutschen oder die Alliierten an, ehe das deutsche II. Panzerkorp am 27.11.1942 in Toulon eintraf. Fast alle wichtigen Schiffe wurden zerstört und kamen trotz einiger Bergungen nicht mehr zum relevanten Kriegseinsatz.

Die Endkämpfe um Nord-Afrika (Frühjahr 1943)

Nach der Niederlage von El-Alamein musste sich Rommel bis nach Tunesien zurückziehen, wo die 5. Panzerarmee einen Brückenkopf gebildet hat und den Alliierten Vormarsch aus dem Westen stoppen konnte. Rommel vereinte am 23.02.1943 alle Verbände zur „Heeresgruppe Afrika„. Trotz der Entsendung neuer Truppen für den Brückenkopf und der aussichtslosen Lage verweigerte Hitler die Abzug und die Rettung der verbleibenden Truppen.

Trotz einiger Erfolge wie der Offensive „Frühlingswind“ (Schlacht am Kasserinpass) gegen die US-Truppen am 14.02.1943 mit 233 zerstörten Feindpanzern und über 2000 US-Gefangenen blieb ein entscheidender Erfolg aus. Weiter deutsche Verstärkungen über das Mittelmeer wurden durch die alliierte See- und Lufthoheit unterdrückt, wohingegen die Allierten selbst weiter Nachschub erhalten konnten. Hitler erkannte die Ausweglosigkeit und beorderte seinen Generalfeldmarschall nach Deutschland zurück, damit dieser nicht in Feindeshände geriet. V. Arnim übernahm daraufhin am 09.03.1943 den Oberbefehl über die Heeresgruppe Afrika und musste sich nur 2 Monate später der erdrückenden Überlegenheit der Alliierten ergeben. Neben 130.000 deutschen Soldaten gingen 120.000 italienische in Gefangenschaft – in Summe also fast dreimal so viel wie nach der Schlacht von Stalingrad.

Die Zerschlagung der italienschen Kräfte (Division Trento, Trieste, Folgore) waren einer der Gründe für den Sturz Mussolinis Mitte 1943. Italien schloss den Waffenstillstand von Sassibilie am 03.09.1943 und löste sein Bündnis mit Deutschland, wodurch der „Fall Achse“ und damit die Besetzung Italiens durch deutsche Truppen ausgelöst wurde.