Bereits vor dem Krieg wurden Kinder von sozial schwachen Familien zur Erholung in ländliche Gebiete geschickt. Die „Erweiterte Kinderlandverschickung“ (KLV) durch die Weisung über die „Landverschickung der Jugend luftgefährdeter Gebiete“ vom September 1940, als „größte soziale Aktion des Krieges“ gepriesen, erfaßte etliche Jugendliche unter 16 Jahren (man geht von etwa 3 Millionen Kinder in 5000 Lagern aus) und riß die Familien auseinander.

Zunächst freiwillig, kam der große Teil in KLV-Lagern (Schullandheime, Jugendherberge, etc.), vorwiegend in Dörfern und Kleinstätten in Süd- und Ostdeutschland sowie in „volksdeutsche“ Gebiete in den besetzten/verbündeten Ländern , deren Gebiete vom Luftkrieg verschont waren. In den teils kasernenmäßig ausgerichteten Lagern (körperliche Ertüchtigung, Kampfübungen, etc.) unterlagen die Jugendlichen nahezu vollkommen der Beeinflussung im Sinne des NS-Regimes.

Ab 1943 wurde der Druck auf die Eltern, ihre Kinder „in Sicherheit zu bringen“ wesentlich erhöht, und wer keine Alternative hatte war gezwungen, von den KLV Gebrauch zu machen. Eine weitere Motivation war die dortige bessere Verpflegung.

Die KLV war für das Regime die ideale (Dauer-)Lösung für die Problematik
HJElternhausSchule
. Die „Selbständigkeit“ der oftmals mitreisenden Lehrer wurde dabei auf die reine Unterrichtstätigkeit beschränkt. Mit der Eroberung von Osteuropa durch die Rote Armee im Frühjahr 1945 gerieten viele der Kinder in diesen Lagern in das Chaos und den Rachegelüsten der unterdrückten, slawischen Bevölkerung.