Der Themenbereich „Jugend im Dritten Reich“ beschäftigt sich mit der deutschen Jugend in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft von 1933 bis 1945.
Ziel ist es, einen sicherlich nicht vollständigen aber doch umfassenden Einblick in die Veränderungen dieser Zeit totalitärer, nationalsozialistischer Herrschaft und Ihren starken Einfluß auf die Jugend zu zeigen.
Neben der allgemeinen Entstehung und Entwicklung wird auch das Alltagsleben des Einzelnen angesprochen. Der Einsatz im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 Seite an Seite mit regulären, „erwachsenen“ Soldaten zeigt sowohl die Skrupellosigkeit der Führenden, Jugendliche uneingeschränkt in den Kampf zu schicken, als auch den Fanatismus, den das System der Jugend eingeprägt hat und den diese nun auch an der Front gegen einen unverantwortlich hohen Blutzoll umsetzte.
Abschließend werden diejenigen Jugendlichen dargestellt, die sich nicht auf das „neue System“ einlassen wollten und konnten, im aktiven oder passiven Widerstand Ihre Stellung und Meinung vertraten und sich gegen ihre Verfolgung wehrten, teils sogar darum kämpften und ihr Leben ließen.
Zusammenfassung
Die Jugend im Dritten Reich wurde im Laufe ihrer Entwicklung (notwendigerweise sehr rasch) mehr und mehr erfaßt und beeinflußt und trug dabei wesentlich zur Erhaltung des NS-Regimes bei. Der Erfolg beispielsweise der Hitlerjugend (HJ), die den umfassensten und wohl wichtigsten Teil der Jugend darstellte, basierte u.a. darauf, daß sie an bestehende Jugendformen („Bündnische Jugend“ etc.) anknüpfen konnte. Sie selber war jedoch starr strukturiert und vollkommen von der NS-Führung abhängig.
Die Popularität der NS-Jugendorganisationen (auch hier vor allem der HJ) wurde u.a. dadurch ermöglicht, daß sie ihren jungen Führern eine ungeahnte Macht als vollwertiges Mitglied des Jugendstaates bot („Jugend soll von Jugend geführt werden„), und gezielt den jugendlichen Antrieben und Interessen (Abenteuer, Leistungswettbewerbe, etc.) in Interesse des Regimes Befriedigung gab, gebunden jedoch an vielerlei Zwänge und der bedingungslosen Unterordnung („Führerprinzip„). Der Bund Deutscher Mädel (BDM) bot den Mädchen eine Art „Emanzipation“. Widerstrebende und oppositionelle Kräfte wurden dabei massiv terrorisiert und aggressiv zerschlagen.
Die Jugend sollte und hat sich dem System angepaßt und verlor dabei eine eigene Willensbildung. Die NS-Jugend hatte einfach zu funktionieren und konnte sich somit auch nicht mehr von innen weiter entwickeln oder beeinflussen. Mit dem Ende des NS-Regimes brach der Jugend ihre Welt und ihr Glaube zusammen – ihr Leben wurde teils sogar sinnlos.
Wolfgang Borchert schrieb nach Kriegsende:
„Wir sind eine Generation ohne Bindung und ohne Tiefe. Unsere Tiefe ist Abgrund.
Wir sind die Generation ohne Glück, ohne Heimat und ohne Abschied.
Unsere Sonne ist schmal, unsere Liebe grausam , und unsere Jugend ist ohne Jugend…“
Die Jugendbewegungen in Deutschland gewannen in der Nachkriegszeit keinen starken Einfluß mehr. Die Sozialtechniken und die Mechaniken der Beeinflussung von Jugendlichen finden sich hingegen auch heute noch in zahlreichen anderen Jugendorganisationen wieder, vor allem in totalitären Systemen – z.B. in der „Freien Deutschen Jugend“ (FDJ) der ehemaligen DDR. Aber auch Traditionen und Entwicklungen aus der Zeit vor dem NS-Regime, die auf dieses wirkten und ihm teilweise auch halfen, haben heute durchaus noch eine Bedeutung.