Einer meiner Lebensträume ist der Erwerb eines eigenen Sd.Kfz. (Sonderkraftfahrzeuge der Wehrmacht), am liebsten natürlich ein Kampfpanzer oder zumindest ein Halbkettenfahrzeug, vielleicht auch halb kaputt oder vielleicht auch als fahrtüchtiges Radfahrzeug… In einer dieser langen Wochenendnächte, die mit einer Idee beginnen und so gegen 4:30 Uhr morgens mit dem ersten Vögelgezwitscher aufhören, habe ich mich dann auf die lange Suche im Internet gemacht und einige spannende Informationen gefunden.

1. T34 für $ 44 531?

Schon nach kurzer Zeit bin ich auf das Angebot von MORTAR INVESTMENTS gestoßen. Diese Firma sitzt in der Tschechischen Republik und defniert sich selbst folgendermaßen:

„MORTAR INVESTMENTS is a global dealer in soviet, post-communist, namely Russian, Czechoslovak (Czech and Slovak), Polish and Hungarian military vehicles, tanks, BMPs, howitzers, trucks, jeeps, motorbikes and armaments for civilian purposes and specialist in armoured vehicles repairs, demilitarisations, reconstructions, restorations and refurbishments. „

su-120Neben diversen tschechischen Fahrzeugen findet man auch Fahrzeuge aus dem 2. Weltkrieg bzw. auf diesem basierende/weiterproduzierte Fahrzeuge wie z.B. aktuell einen T-34 für $ 44 531, eine SU-100 für € 52 781 oder zum Einstieg eine russische „Dnepr Ural K-750 and K-650„, die auf der BMW R71 basiert und schon für € 2 233 im Angebot ist. Interessant ist auch die tschechische „OT-810“ für nur € 26 391, die auf dem deutschen legendären SdKfz. 251 basiert und nach dem Krieg weiterproduziert wurde. MORTAR INVESTMENTS bietet sogar einen Rückbau auf das deutsche Original an und auch ein nagelneues Kettenset ist für nur € 7 000 im Angebot.

Sehr spannend ist auch die „Praga V3S PLDVK„, ein tschechischer Radpanzer als Flakträger, also – wenn auch nicht deutsch – so immerhin schon ziemlich genau das, was ich mir vorstelle – und für nur € 3 045 eine echte Sünde wert 🙂 Das Fahrzeug bringt auch gleich eine „double antiaircraft canon (30mm) PLdvKvz. 53/59“ mit, und genau da beginnen – trotz der Demilitarisierung der Waffen – die Probleme. Der Anbieter bietet zwar umfangreiche Services wie internationale Lieferungen an. Der Import von Militärmaterial erfordert eine Internationale Einfuhrbescheinigung vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), außerdem eine ausdrückliche Erlaubnis vom Referat V B 8 -Kriegswaffenkontrolle- des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Ich bin hier nicht mehr ins Details vorgestoßen, da ich mir schon langsam denken konnte, dass es kompliziert wird…

In eingen Diskussionsforen bin ich auch auf spannede Beiträge gestoßen: demnach darf seit einiger Zeit praktisch kein Halbkettenfahrzeug mehr privat gefahren werden. Selbst bei gepanzerten Radfahrzeugen sind offenbar Umbauten notwendig, die es Polizei und Spezialkräften erlauben, im Notfall über eine gesonderte Luke in das Fahrzeug zu gelangen. Die entsprechenden Auflagen und Erlaubnisse sind wohl kaum noch zu erfüllen. Auch hier bin ich nicht mehr ins Detail gegangen.

2. Wenn schon, dann Museumsqualität!

SdKfz_251-1Man glaubt es kaum, aber im Herbst 2012 ist ein US-Museum in finanzielle Engpässe geraten und musste zahlreiche seiner Fahrzeuge, darunter die meisten von der Deutschen Wehrmacht, zum Verkauf anbieten. Einen Artikel hierzu hat der autoblog geschrieben. Ein fahrtüchtiges Hanomag-Halbkettenfahrzeug oder eine 8,8 für den Vorgarten? Die Versteigerung fand bei Auctions America im „National Military History Center“ in Auburn, Indiana statt. Auch hier ist die Frage offen, in wiefern ein Import nach Deutschland auf Basis des Kriegswaffenkontrollgesetzes möglich ist bzw. wäre.

Wie hoch die Preise ausgefallen sind, kann man auf der Website von Auctions America sehen: so kam das wunderschöne SdKfz 251/1 (man merkt schon, mein Lieblingshalbkettenfahrzeug 🙂 für 160.000 Dollar unter dem Hammer, die 8,8 für 65.000 Dollar, das amerikanische Halbkettenfahrzeug M3 für 38.000 Dollar eine 3,7 Pak36 (Heeresanklopfgerät) für 23.500 Dollar, ein Opel Blitz für 12.000 Dollar sowie diverse Kleinteile bis zur Reproduktion einer 60mm Panzerfaust für gerade noch 150 Dollar.

Waren das jetzt die einmaligen Schnäppchen? Gerade die deutschen Fahrzeuge sind wohl bei Sammlern in aller Welt extrem beliebt und weit teuerer als z.B. alliierte Fahrzeuge. Ein Opel Blitz wäre aber doch glatt mal finanzierbar als „Hobby“ und vielleicht sogar fahrtüchtig auf deutschen Straßen…

3. Vergessene Wehrmachtspanzer in Bulgarien

Die nächste Spur führte zu den ehemaligen Verbündeten ins schöne Bulgarien. Die Waffenbrüder erhielten damals von Deutschland zahlreiches Kriegmaterial wie z.B. auch Jagdpanzer. Nach Kriegsende grub Bulgarien – jetzt Mitglied des Warschauer Paktes – 40 dieser Fahrzeuge als Verteidigungslinie nahe der Grenze zum Nato-Partner Türkei ein. Nach Auflösung des Warschauer Paktes 1991 interessierten sich nunmehr nur noch die Plünderer für diese Fahrzeuge. Diese ließen sich das nicht zweimal sagen, bis irgendwann sogar ein kompletter Jagdpanzer IV L/70 verschwand, unter Sammlern eine absolute Rarität, von der es weltweit nur noch 30 Fahrzeuge gibt. Die Fahrzeuge wurden daraufhin vom Verteidigungsministerium gesichert, dürften aber überwiegend nur noch Schrott sein. Einen interessanten Artikel hierzu hat Die Welt auf Ihrer Website geschrieben.

4. Tiger? Do-it-yourself!

Einen viel pragmatischeren Weg fand Stefan Wübbelmann, ein ehemaliger Panzerschlosser der Bundeswehr: mit 15 Tonnen Stahl und den ersten 70.000 Euro baute er sich kurzerhand selbst einen maßstabsgetreuen Panzerkampfwagen VI „Tiger“ Panzer, von denen es weltweit nur noch 6 Exemplare gibt. Anfangs noch belächelt, steckte Wübbelmann viel persönlichen Einsatz in sein Projekt. So erwarb er z.B. online ein einzelnes original Kettenglied und ließ sich die weiteren in Riga stückweise nachgießen. Einen umfangreichen Beitrag mit Bildern hat der Stern hierzu geschrieben.

Interessanter Aspekt hierbei: Die original Bauzeichnungen von damals sind immer noch bei Krauss-Maffei Wegmann gelagert, gelten aber noch BIS HEUTE (!) als geheim, „weil noch immer Details in neue Panzerkonstruktionen übernommen werden“ (wie z.B. das Panzerglas der Scheinwerfer). Bei einem inzwischen rund 75 Jahre alten Fahrzeug kann man also wirklich von Technik sprechen, die seiner Zeit voraus war…

5. Wenn gar nichts geht, geht Lego!

lego_custom_stug_3Ein wirklich verrückter Hype hat sich rund um Nachbauten von Weltkriegsfahrzeugen und -mannschaften in der LEGO-Welt entwickelt. So findet man z.B. bei eBay ein SdKfz 251-1 (siehe oben) für gerade einmal 139,90 Euro, und das mit Besatzung! Sollte das also die legale und finanzierbare Alternative sein? 🙂

„Custombricks“ bietet ebenfalls Frontnachschub aus modifizierten Legosteinen, mit denen sich ein eigenes Kinderzimmer-Schlachtfeld nachbauen lässt. Erwähnt sei hier z.B. das StuG 3 für immerhin schon 169,- Euro. Steigt jetzt schon der Bastelwahn? Dann bauen Sie sich Ihr SdKfz-251 (wo habe ich den Namen doch gleich schon gelesen…) doch gleich selbst, die passenden „Lego WWII SdKfz-251 German Halftrack Instructions“ YouTube-Video gibt es hier!

Fazit

Nach einigen Stunden Recherche habe ich schon ein ganz gutes Gefühl bekommen für Preise und Verfügbarkeiten. Auf jeden Fall müsste man zum Thema auch die rechtlichen Rahmenbedingungen genau analysieren und sich am Besten mit einigen Enthusiasten austauschen. Laut einem Forenbeitrag ist das ganze Thema für Privatpersonen praktisch nicht durchführbar (rechtlich und finanziell), aber ich bin überzeugt davon, dass das alles lösbar ist. Und mit einem Opel-Blitz vom Museum hätte man für 10.000 Euro doch schon mal einen spannenden ersten Anfang!