„Deutschland muß leben, auch wenn wir sterben müssen“ *

Am 01. September 1939 begann mit dem deutschen Angriff auf Polen der 2. Weltkrieg. Die Jugend des Dritten Reiches war dafür in unzähligen Maßnahmen vorbereitet worden: sowie körperlich (Geländesportübungen, Luftschutzausbildungen, Schießübungen in „Bannlagern“, etc.) als auch geistig (in Schulen, bei HJ-Veranstaltungen, etc.). 1939 gehörten von den etwa 8,87 Millionen Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren mehr als 8,1 (!) Millionen den diversen Organisationen der Staatsjugend an.

Während der Kriegsjahre wurde dieser Einfluß noch wesentlich verstärkt. So wurden Jugendliche per Rundfunkansprachen über Ihre Pflichten unterrichtet (Tapferkeit im Alltag, Bewußtsein über die Neuordnung, katastrophale Folgen im Falle einer Niederlage, etc.). „Konzerte der Jugend“, Jugendfilmstunden über erfolgreiche Schlachten zur Zeit der Gottesdienste und Werbung für Truppenteile, politisch gesteuerte Kasperspiele für die Kleinsten und Gastvorträge von Wehrmachturlaubern sprachen eine breite Schicht an.

Auch die eigene jugendliche Freude fand einen militärischen Nutzen. So wurden in den „Sonderformationen“ schon vor dem Krieg Jugendliche für die drei Truppengattungen (Heer, Luftwaffe und Marine) in der Motor-HJ (Kradfahrer u.ä.), der Flieger-HJ (Segelfliegen und Wartung von Motorflugzeugen), der Marine-HJ (Kriegsmarine-Grundausbildung, Schifffahrtkunde und Signaldienst) sowie der Nachrichten-HJ (Verlegung von Fernsprecheinrichtungen und Meldungsübermittlung per Fernsprecher und Morsefunk) oder auch der Feuerwehr-HJ eingegliedert.

Spezielle Vorschriften und Verordnungen ermöglichten es, auch außerhalb dieser Kriegsausbildung Pimpfe/Jungmädel und Hitlerjungen/BDM-Mädel für den „Kriegseinsatz“ neben Schule und Beruf einzusetzen.

Im Dritten Reich galt den Toten dabei eine besondere Ehre – der „Totenruhm“. Die (jugendlichen) Toten des Ersten Weltkrieges wurden dabei zum Mythos und Vorbild der Jugend des „neuen Deutschlands“. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte diese Generation dann („endlich“) ihren „eigenen Krieg“. Gestützt von der „Dolchstoßlegende“ agierten viele ehemalige Frontsoldaten als Berichterstatter auf Sommerlagern der HJ oder auf Heimabenden.

Die Altersstruktur der einberufenen „Männer“ sank dabei kontinuierlich: waren zu Kriegsbeginn 1939 und 1940 die jüngsten noch 19 Jahre, waren es 1941/42 die 18-jährigen, 1943/44 schon 17-jährige und gegen Ende des Krieges sogar 16-jährige. Die letzten Bilder im Mai 1945 zeigten sogar einen 12-jährigen bei einer Auszeichnung durch Hitler. Aufgrund der mangelndes Ausbildung und Ausrüstung erhielten diese Verbände der Jüngsten schwerste Verluste. Sogar hinter den feindlichen Linien sollten die Jugendlichen zum Ende des Krieges als „Werwölfe“ mit Sabotageakten den Feind behindern.

* nach einem Poem von dem rheinischem Dichter Heinrich Lersch, vgl. Holmsten, G., Kriegsalltag, Düsseldorf 1982, S 35.