Aus dem Kriegsjahrbuch der HJ, 1944:

„Die Batterie schießt, was aus den Rohren herausgeht. Da – brennend trudelt ein Bomber in die Tiefe. Das Herz könnte einem im Leibe hüpfen, wenn man so einen sichtbaren Erfolg vor Augen hat…“

Und die Realität? Seit dem 26.01.1943 gab es die „Luftwaffenhelfer“. Ganze Klassen rücken unterrichtsbedingt zusammen ein, wurden einer 4-wöchigen, teils sehr harten Grundausbildung unterzogen, bedienen die Flakgeschütze gegen die nahenden Bomberangriffe (in den letzten Monaten sogar auch die BDM-Mädchen) und ersetzten die an der Front dringend benötigten regulären Truppenteile (100 Jungen ersetzten 70 Soldaten).

Häufiger Stellungswechsel führt zu massiven Unterrichtsausfall – teilweise wurde er sogar in den Stellungen abgehalten. Bei „Fliegeralarm“ verließen die Luftwaffenhelfer sofort ihren Unterricht und eilten zu ihren Geschützen, wobei zunehmend lediglich die Dienstgrade durch reguläre Flaksoldaten gestellt wurden. Zusätzliche Belastungen gab es durch den weiterhin bestehenden pflichtgemäßen Dienst in der Hitlerjugend (Heimatabende, Morgenfeiern, etc.). Kritik gab es selbst vom Reichserziehungsministerium, das durch den „Kriegshilfseinsatz“ einen minderausgebildeten Nachwuchs, eine Belastung für die Eltern und eine deprimierende Wirkung auf die gesamte Bevölkerung befürchtete. Auch eine Gefahr in Form der feindlichen Propaganda, daß Deutschland am Ende sei und nun Kinder einsetzen müsse, wurde gesehen.

Dabei zeichnete sich oftmals bei den Jugendlichen, entgegen der ihrer Vorgesetzten, eine hohe Kriegsmotivation ab, erfüllten sie doch nun ihre „Jugenddienstpflicht“ und galten als „Wehrmachtsgefolge“, wenn auch nicht als Soldaten.

Aber auch parallel zur eigentlichen Flugabwehr kamen Jugendliche verstärkt in Lösch- (Feuerwehr-HJ), Bergungs- und Meldetrupps zum Einsatz – auch während der Bombardements. Bei den gefährlichen Aufräumarbeiten (Blindgänger, herabfallende Trümmer, etc.) am folgenden Tag wurden auch die jüngsten Pimpfe eingesetzt. Jungmädel und BDM-Mädchen betreuten die Bombengeschädigten. Die Ausbildung für den Luftschutz war dabei schon vor dem Kriege für die Hitlerjungen Pflicht.

Besonders gegenüber der massiven Zunahme der alliierten Luftangriffe ab 1942 war die Flak und die deutschen Jagdluftwaffe nicht mehr ausreichend gewappnet und mit den ansteigenden Bombardements stieg der (psychische) Druck auf die Bevölkerung (Verdunkelung, Übungen, Fliegeralarm, Gefühle der Hilflosigkeit, etc.). Die Zahl der getöteten HJ-Flakhelfer zwischen 1943 und 1945 geht dabei in die Tausende.