Letzte Woche hat mich eine berufliche Einladung zum Essen doch tatsächlich in ein israelisches Restaurant in München verschlagen…

Die Einladung habe ich mit etwas gemischten Gefühlen wahrgenommen: einerseits gibt es sicherlich einige interessante kulturelle und “kulinarische” Erfahrungen, zumal Israel ja umzingelt ist von Staaten mit erheblich anderen Kulturen. Andererseits bin ich nicht gerade ein großer Befürworter der israelischen Politik, die offenbar aus den Schrecken der Zeit des Dritten Reichs mit seiner Judenverfolgung/-Pogrom, Ghettos, Konzentrationslager, etc. offenbar nicht wirklich viel mehr gelernt hat als selber Ghettos in den von Israel besetzten Gebieten zu errichten, in denen einige Palästinenser-Familien samt Kinder nur schon in dritter Generation leben dürfen… von diversen militärischen Angriffen auf die Zivilbevölkerung, Ressourcen-Terror, etc. mal ganz abgesehen (und ja, ich finde da gibt es sehr viele Vergleiche).

Das Restaurant präsentiert sich selbst recht stilvoll: viele kulturelle Bezüge in der Dekoration, der Speisekarte, der Schrift, ein niveauvolles Publikum, etc. Auch das Essen war – wenn auch recht teuer – so doch ausgesprochen gut und lecker (und natürlich von einem Rabbiner bestätigt koscher). Ob das Fleisch der liebevollen Kultur des unbetäubten Ausblutens (Schächten) unterworfen wurde, die in jüngster Zeit von unserer rot-grünen-Exregierung – entgegen zahlreicher Proteste von Tierschützern, etc. – dankenswerter weise wieder eingeführt wurde (wegen der “religiösen Entfaltung” der Juden, i.d.R. nicht aber die der Moslems…) möchte ich lieber gar nicht wissen. Wie war das noch mit der Trennung von Staat und Religion?

Auf dem Weg zur Toilette konnte sich der Besitzer/Eigentümer/Dekorateur dann aber wohl einiger Seitenhiebe auf die Zeit des Dritten Reichs nicht verkneifen. Auf drei großen Plakaten liest man hier ein großes, in altdeutscher Schrift geschriebenes “DEUTSCHE – kauft beim Juden” (bzw. “esst” und “trinkt“). Das Ganze ist natürlich als Anspielung auf den Judenprogrom zu sehen, bei der es damals jedoch “…kauft nicht…” hiess.

Das Restaurant rühmt sich soweit in seiner “Plakatkunst”, wirbt auf seiner Website z.B. mit Plakaten zur Fußball-WM 2006, mit einem jüdisch-bayerischem Wortspiel “Koscher-samma-scho” (Koscher-sind-wir-schon) samt einiger Prominenter mit jüdischen Schiller-Locken. Offenbar sollen diese zynischen Plakate aber wohl bewußt keinen Platz auf der Website finden, sondern lediglich im “Seitenflur” des Restaurants ihren Platz finden.

Kann bzw. darf man sich in dieser kommerziellen Form einen “Spaß” aus dem Progrom machen? Wenn, dann sicherlich nur die Betroffenen selbst, wobei – wenn sich die Betroffenheit weitervererbt, vererbt sich dann auch die Schuld weiter? Sicherlich ein schmaler Grad zwischen Geschmacklosigkeit und Ironie. Für meinen Blog aber wieder eine interessante Erfahrung zu sehen, dass der Zweiter Weltkrieg in vielen Formen noch präsent ist