China erwacht mehr und mehr zur Großmacht und erweckt auf allen Ebenen internationales Ausehen – nicht zuletzt durch die aktuelle Tibetkriese und die anstehenden Olympischen Spiele in Peking.

Gerade bezüglich der Lage in Tibet werden die unterschiedlichen Anschauungen in West und “Ost” deutlich, denn wo hierzulande ein breites Verständnis für die Bedürfnisse der Tibeter besteht, werden die Tibeter aus Sicht der Chinesen als Aufständische und seperatistische Unruhestifter angesehen. Und dies ist nicht nur eine “klassische” kommunistische Propaganda, sondern die Meinung des neuen chinesischen Bürgertums: gebildet, sich der westlichen Anschauungen bewußt und immer weniger bereit, sich vom “Westen” bevormunden zu lassen.

Hier müssen sich im Gegenzug sicherlich so manche westliche Staaten fragen, ob Sie überhaupt das moralische Recht haben, Chinas wie auch immer gearteten Anspruch auf Tibet zu kritisieren. Denn was bitte machen die Briten in Irland oder den Falklandinseln, die Franzosen in ihren pazifischen Kolonien oder amerikanische Truppen noch in Deutschland – noch dazu auf quasi autarkem Boden, der den gleichnamigen für umfangreiche (Wirschafts)Spionage gegen Deutschland bildete. Steht die Bundeswehr vielleicht in New York und ist der “kalte Krieg” nicht längst vorbei?

Interessant ist die Entwicklung auch im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg. Denn erst die Kapitulation und Niederlage Japans, das als die erste moderne Großmacht in Fernen Osten galt, legte den Grundstein für den Aufschwung Chinas. Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte Japan nicht mehr die moralisch-ideologische Stärke auf im kulturellen Wettkampf mit den Westen. Daran änderte auch der wirtschaftliche Aufschwung Japans nichts.