Vor einigen Wochen war ich in den USA, um den aktuellen Dollarkurs für einige Einkäufe zu nutzen. Da ich entsprechend Zeit hatte, las ich mir das obligatorische Visaformular der „Homeland Security“ zur USA-Einreise einmal genau durch und war doch recht überrascht dass ich hier bestätigen musste, zwischen 1933 und 1945 nicht an den Verfolgungen von Nazi-Deutschland oder seiner Verbündeten involviert gewesen zu sein.Das „I-94W Nonimmigrant Visa Waiver Arrival/Departure Form“ mit „Instructions“
(Quelle: http://www.usimmigrationjourney.com)
Auf der Rückseite findet sich unter Punkt „C.“ die Frage:
„Have you ever been ore are you now involved in espionage or sabotage; or in terrorist activities; or genocide; or between 1933 and 1945 were involved, in any way, in persecutions associated with Nazi Germany or its allies?“
Übersetzt:
„Waren Sie jemals oder sind Sie immer noch involviert in Spionage oder Sabotage oder in terroristischen Aktivitäten oder Genozid [Völkermord] oder waren Sie zwischen 1933 und 1945 in irgendeine Art in Verfolgungen involviert, die in Zusammenhang mit Nazi-Deutschland oder seinen Verbündeten stehen?“
Ich finde es schon erstaunlich, in welchem Zusammenhang diese Geschehnisse im Dritten Reich (bzw. seinen Verbündeten) heute noch in den USA stehen: auf einer Stufe mit der akuten Terrorgefahr, Spionen (kommunistischen aus den 60ern?) oder Völkermördern (die aus Ruanda können es ja kaum sein, die interessieren die USA nicht sonderlich).
Es erscheint mir fast, so als ob das Formular 1945 erstellt wurde und seitdem laufend ergänzt wurde. Überhaupt mal interessant zu hinterfragen, von welchen „Verfolgungen“ hier überhaupt die Rede ist. Die von denjenigen Völkergruppen, die als Motor für derartige Formulareinträge in den heutigen USA agieren?
Rein rechtlich müssten hierunter Berlusconis Verfolgungen der Mafia oder sonstiger Randgruppen, die japanische Verfolgung von unterwerfungs-unwilligen Chinesen und die rumänische Verfolgung von Sinti und Roma stehen, sicherlich war das Vichy-Frankreich auch in Nordafrika tätig …. oder? Russland war beim Einmarsch in Polen auch Verbündeter und im Hinblick auf Verfolgungen ja nie sonderlich zimperlich.
Was mach ich denn, wenn ich als deutscher Bürger im Krieg geheimdienstlich für Russland tätig war und die deutsche Abwehr mich verfolgt hat – gelte ich dann als kommunistischer Spion im Sinne der Visa und damit als Gefahr für die USA? Oder wenn ich 1939 als Ost-Pole durch die verbündeten Russen vertrieben & verfolgt wurde und in der Schutzstaffel Karriere gemacht habe, bin ich dann gemäß Visa Opfer oder Täter.
Oder wird „persecution“ in den USA vielmehr als feststehender Begriff für Verfolgungen im Rahmen des Holocaust gesehen (ggf. in Verbindung mit „genocide“)? Man möge mich aufklären…
